
Das SOS-Familienunterstützungsprogramm
Ausgangslage: Relative Armut gibt es auch in Liechtenstein. Leider immer noch ein sehr tabuisiertes Thema. Viele Familien können sich trotz Vollzeitarbeit beider Elternteile nur das Nötigste (Krankenkasse-Grundversicherung) leisten. Wird ein Kind krank und benötigt eine Therapie, stellt das die Familien vor grosse finanzielle Schwierigkeiten, da diese oft nur teilweise oder gar nicht von der Krankenkasse oder IV übernommen werden.
Besonders in belasteten Familiensituationen, etwa durch Armut, psychische Probleme oder Suchterkrankungen, sind Therapien und Entlastungsdienste für Alleinerziehende oder belastete Eltern dringend nötig. Das SOS-Familienunterstützungsprogramm setzt hier an, indem Kosten für Therapien, Hilfsmittel oder Leistungen übernommen werden können.
Pferdegestützte Therapie – Was ist das?
Häufig wird von den Kinderärzten eine Pferdegestützte Therapie verschrieben. Dabei handelt es sich um eine besondere Form der Unterstützung, bei der Kinder und Pferde in einer individuell begleiteten Umgebung zusammenarbeiten. Das Ziel dieser Therapie ist es, den Kindern durch den direkten Kontakt mit den Tieren, vor allem durch das Zusammensein und die Interaktion, Selbstvertrauen, Verantwortungsbewusstsein und Empathie zu vermitteln.
Susi Erne, Reittherapeutin in Liechtenstein, erklärt: «Zu Beginn der Therapie darf sich das Kind ein Pferd aussuchen, zu dem es eine Bindung aufbauen darf. Diese Auswahl schafft Vertrauen und Sicherheit, sowohl für das Kind als auch für das Pferd, da nicht jedes Pferd zu jedem Kind passt. Während der Stunden dürfen die Kinder das Pferd putzen, führen oder die Zeit mit ihm in einer ruhigen Umgebung verbringen. Sie übernehmen Verantwortung für das Tier, treffen eigene Entscheidungen und gestalten ihre Stunde mit. Diese Freiheit fördert die Selbstbestimmung und stärkt das Selbstwertgefühl.»
Die Pferdegestützte Therapie ist keine klassische Reitstunde, sondern ein therapeutischer Prozess, der dem Kind Raum gibt, sich zu entfalten. «Der Umgang mit den Pferden bietet den Kindern eine Gelegenheit, ihre Ängste zu überwinden, Vertrauen zu entwickeln und ihre eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen. Besonders in einer Umgebung, die frei von Ablenkungen und Hektik ist, können sie sich ohne Druck öffnen und wachsen», erläutert Susi Erne.
Zeit und die Nähe zur Natur können Wunder bewirken
Wichtig ist, dass jedes Kind die Zeit bekommt, die es braucht. Oft kommen Kinder mit Unsicherheiten oder Ängsten, doch im Laufe der Therapie verändert sich viel: Sie atmen freier, entspannen sich und bauen eine tiefe Verbindung zu den Pferden auf. Diese Entwicklung ist meist ein stiller, aber sehr spürbarer Prozess.
Neben der Arbeit mit den Tieren ist es auch die Atmosphäre, die diese Therapie so besonders macht. Die Ruhe und Abgeschiedenheit in der Natur tragen dazu bei, dass die Kinder sich ganz auf sich selbst und das Tier konzentrieren können. Die Pferde, die in der Therapie mitwirken, sind geschulte Begleiter. Ihre Präsenz und die Möglichkeit, auf Augenhöhe mit ihnen zu arbeiten, können eine heilende Wirkung auf die Kinder haben.